Es gibt immer wieder Anfragen. Bisher sind nur Frauen in der Begleitung tätig.
NORDENHAM. Gleich zwei Männer haben die jüngste Hospizhelfer-Ausbildung in Nordenham erfolgreich abgeschlossen. Einer überlegt noch, der andere ist fest entschlossen, mit dieser Qualifikation schon bald ehrenamtlich als Hospizbegleiter tätig zu werden.
Der Verein ist vor 21 Jahren maßgeblich von einem Mann gegründet worden: dem 2018 verstorbenen Ehrenvorsitzenden Stefan Hübsch. Im Team ehrenamtlicher Hospizbegleiterinnen fehlt bisher allerdings ein Mann.
„Es gibt immer wieder Anfragen, ob wir auch eine männliche Sterbebegleitung anbieten können. Wir brauchen also auch Männer “, sagt Vorsitzende Christine Heckmann. Die Hospizhilfe Nordenham und umzu hat zwei festangestellte Koordinatorinnen und 38 ehrenamtlich tätige Hospizbegleiterinnen. In den vergangenen Jahren leistete der Verein jährlich 40 bis 50 Begleitungen.
Die Helferinnen besuchen schwerkranke, im letzten Lebensabschnitt stehende Menschen zu Hause, in Pflegeheimen und Krankenhäusern bis zu ihrem Abschied und begleiten auch deren Angehörige. Dabei kommt es darauf an, gut zuhören zu können, ehrlich und authentisch zu bleiben und gut auf Menschen eingehen zu können.
Etwa 15 Qualifizierungskurse mit jeweils acht bis zehn Teilnehmerinnen hat der Verein in den vergangenen 21 Jahren absolviert. Mitunter waren ein oder zwei Männer dabei, aber keiner von ihnen wollte anschließend in der Sterbebegleitung aktiv werden.
Das ist bei den zwei Männern des jüngsten Kurses anders. „Ich wollte gerne ein Ehrenamt ausüben, zumal immer weniger Menschen dazu bereit sind“, sagt Markus Siegel. Der 56 Jahre alte Fachverkäufer, der aus Butjadingen nach Nordenham gezogen ist, hatte sich zunächst bei der Freiwilligenagentur „Ehrensache“ Wesermarsch gemeldet. Mit Beraterin Lea Grotjohann war er zu dem Schluss gekommen, dass eine Qualifizierung zum Hospizhelfer genau das Richtige für ihn sein könnte.
Die persönliche Wissenserweiterung durch die Kursteilnahme möchte er nun gerne weitergeben. „Sterbebegleitung ist sicher nicht einfach, aber der Tod wird irgendwann jeden betreffen.“
Bernt Aden (55) aus Rodenkirchen arbeitet seit Jahren in der Altenpflege und hat daher immer wieder erfahren, „dass Sterben zum Leben gehört.“ Auch er wollte sein Wissen erweitern und nahm an dem Kurs teil. „Eine gute innere Zufriedenheit ist für mich Grundvoraussetzung“, sagt er. Jetzt überlegt er noch, ob er als Hospizhelfer tätig wird.
Dies sind die Namen der Frauen, die erfolgreich den jüngsten Qualifizierungskurs abgeschlossen haben: Anja Böltes aus Nordenham, Gisela Dießner aus Brake, Brigitte Gerken, Claudia Müller und Marion Roth-Scheffel aus Nordenham, Heide Schneider aus Langwarden und Erika Stoltmann aus Nordenham.
Anja Böltes, 54 Jahre alte Buchhändlerin, nennt diese Beweggründe: „Aus Neugierde und weil mich stört, dass Sterben an den Rand der Gesellschaft gerückt wird.“
Gisela Dießner (68) hat Angst vor dem Sterben und vor dem Tod. Der Kurs unter Leitung der Koordinatorin Danja Kirschberger und der Diplom-Psychologin Beate Deppe hat ihr sehr viele Ängste genommen.
Erika Stoltmanns Lebensgefährte ist vor einem Jahr verstorben. Die heute 68-Jährige hatte ihn gepflegt. „Ich möchte anderen Menschen weitergeben, was uns als Hilfe entgegengebracht worden ist.“ Die Hospizhilfe Nordenham und umzu wird ihren nächsten Qualifizierungskurs im Januar nächsten Jahres starten. Er läuft über vier Monate, umfasst etwa 90 Stunden. Anfragen und Anmeldungen sind schon jetzt möglich unter ✆ 04731/205004. Vereinsvorsitzende Christine Heckmann ermutigt: „Es ist ein Schatz, Sterbende begleiten zu dürfen.“
(Quelle: NWZ/Lohe)